Datenbank
Das zentrale Instrument für die Erfassung und die Analyse des weltweiten Engagements der BFSS und der National Society stellte eine Datenbank dar, die im Rahmen des Projekts "Nationalerziehung und Universalmethode – Globale Diffusionsdynamik und kulturspezifische Aneignungsformen der Bell-Lancaster-Methode im 19. Jahrhundert“ konzipiert und eingerichtet wurde. So beruht insbesondere die Analyse der weltweiten Kontakte der BFSS und der National Society auf einer Datengrundlage, die aufgrund ihres Umfangs und ihrer Komplexität mit qualitativ-interpretativen oder einfachen quantitativen Verfahren nicht zu bearbeiten war. Die für diese Arbeit relevante Grundstruktur der Datenbank zeigt folgende Grafik in einer etwas vereinfachten Form:

Mit Hilfe der Datenbank können also Informationen zu den folgenden, in der obigen Grafik als Kästen dargestellten Bereichen erfasst und verarbeitet werden:
Akteure (Individuen und kollektive Akteure, wie etwa Organisationen, staatliche Akteure und Organe der öffentlichen Verwaltung und so weiter);
Geographische Orte (Weltregionen, Länder, Städte und Dörfer sowie andere lokalisierbare geographische Punkte); sowie
Schulen.
Kodiert werden können darüber hinaus die in den Quellen dokumentierten Verbindungen, und zwar zwischen Akteuren (a), zwischen Akteuren und Schulen (b), zwischen Akteuren und Orten (c) sowie zwischen Orten und Schulen (d). Auch die Art dieser Verbindungen kann erfasst werden (zum Beispiel persönliche Begegnungen zwischen Akteuren, Lehrer-tätigkeit an einer Schule, Aufenthalt an bestimmten Orten et cetera). Für diese Arbeit war dabei insbesondere der Austausch von Ressourcen relevant, wie etwa die Versendung von Geld, Büchern oder Schulmaterial sowie die Ausbildung von Bell-Lancaster-Lehrern. Da die Dimension der Zeit für die Analyse der globalen Verbreitung des Bell-Lancaster-Systems eine herausgehobene Rolle spielt kann zu jeder kodierten Information auch der Zeitpunkt beziehungsweise der Zeitraum ihrer Gültigkeit aufgenommen werden.
Sämtliche Informationen werden mit Hilfe standardisierter Kodes erfasst, die eine konsistente Informationsaufnahme gewährleisten und eine differenzierte Auswertung ermöglichen. In diesem Zusammenhang werden geographische Orte nach einem festen Schema erfasst, nach dem zu den einzelnen Orten immer auch das dazugehörige Land – gegebenenfalls auch größere Regionen unterhalb der Landesebene – sowie die jeweilige Weltregion aufgenommen werden müssen. Schwierig gestaltet sich mitunter die Erfassung von Zeitangaben, denn in vielen Fällen enthalten Quellen lediglich unvollständige, vage oder überhaupt keine expliziten Informationen. Für die Eingabe von Zeiträumen wird daher eine spezielle Eingabesyntax verwendet, die es erlaubt, auch ungenaue Zeitangaben, Schätzungen sowie offene beziehungsweise unscharfe Zeitintervalle (das heißt beispielsweise Zeiträume, bei denen entweder nur der Anfangs- oder der Endpunkt bekannt ist beziehungsweise bei denen gar keine festen Eckdaten erfasst werden können, sondern allenfalls Angaben wie der frühest mögliche Anfang oder das spätest mögliche Ende) zu erfassen und analysierbar zu machen. Bei den Zeitangaben kann darüber hinaus eine Reihe von Zusatzangaben aufgenommen werden (beispielsweise ob es sich um eine Schätzung handelt, die bereits in der Quelle vorliegt, oder um eine Schätzung seitens des Bearbeiters und ähnliches). Eine Liste der verwendeten Codes, das Schema für die Aufnahme geographischer Orte sowie die Eingabesyntax für die Erfassung von Zeitangaben finden sich weiter unten.
Die Konzeption der Datenbank berücksichtigt den Umstand, dass eine Untersuchung der globalen Diffusion des Bell-Lancaster-Systems auf der einen und die Analyse seiner kontextspezifischen Rezeption auf der anderen Seite komplementär und hochgradig verschränkt sind: Die Datenbank ist daher so angelegt, dass nicht nur Anfragen zu globalen Prozessen, sondern auch Detailauswertungen zu lokalen Kontexten möglich sind. Beide Perspektiven können zudem miteinander verknüpft werden. So kann für jede Datenabfrage individuell festgelegt werden, welche Datensätze berücksichtigt werden sollen und welche nicht. Auf diese Weise ist es möglich, nur solche Datensätze heranzuziehen, die im Hinblick auf eine bestimmte Fragestellung relevant und hinsichtlich ihrer Quellengrundlage ausreichend konsistent sind. In Verbindung mit der Vielfalt der kodierbaren Informationen sind dadurch sehr fokussierte Anfragen an die Datenbank möglich. So ist es etwa im Rahmen netzwerkanalytischer Auswertungen möglich, einzelne Datensätze – Netz-erkteilnehmer (Akteure, Schulen oder geographische Orte), bestimmte Verbindungstypen (zum Beispiel persönliche Kontakte, die Ausbildung von Lehrern, den Versand von Handbüchern des Bell-Lancaster-Systems et cetera) sowie einzelne Zeitpunkte beziehungsweise Zeiträume – gezielt herauszugreifen und im Abgleich mit der jeweiligen Fragestellung zu kombinieren.
Hier geht es zu den mit Hilfe der Datenbank erstellten Tabellen und Grafiken.