Entwickelt wurde das Bell-Lancaster-System von Dr. Andrew Bell (1753-1832), einem aus Schottland stammenden Geistlichen der Angli-kanischen Kirche, und dem englischen Quäker Joseph Lancaster (1778-1838).

Bell arbeitete im südindischen Madras als Lei- ter einer Schule für die Kinder britischer Mili- tärangehöriger und einheimischer Frauen. Un- zufrieden mit der Arbeit seiner Lehrer, kam Bell im Zuge mehrerer, unter anderem durch Be- obachtungen an verschiedenen Dorfschulen im Umland von Madras inspirierter Experimente auf die Idee, die fortgeschritteneren Schüler als Helfer für den Unterricht heranzuziehen. Nach England zurückgekehrt, veröffentlichte er unter dem Titel "An Experiment in Education" 1797 einen Bericht über seine Arbeit in Madras, in dem er auch seine Erfahrungen mit den Kinder-Lehrern schilderte - hier die dritte, veränderte und erweiterte Auflage von 1807. Mit dieser  Schrift erreichte die Grundidee des Bell-Lancaster-Systems erstmals ein größeres Publikum.

Der zweite "Urheber", Joseph Lancaster, er- öffnete 1798 in einem Londoner Armenviertel eine Schule, in der er arme Kinder aus der Nachbarschaft kostenlosim Rechnen, Schreiben und Lesen unterrichtete. Als er sich mit einer beständig wachsenden Zahl von Kindern kon- frontiert sah, jedoch kein Geld für zusätzliche Lehrer hatte, entwickelte er ebenfalls ein Kon- zept, in dessen Rahmen er die fortge- schritteneren Kinder mit Unterrichts- und Ord- nungsaufgaben betraute. Inwiefern er dabei von Bell inspiriert war oder ob er seine Variante des Bell-Lancaster-Systems unab- hängig von diesem entwickelte, war schon sei- nerzeit eine umstrittene Frage und ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Seine Überle- gungen veröffentlichte er erstmals im Jahr 1803 unter dem Titel "Improvements in Edu- cation" - hier eine 1807 erschienene amerika- nische Ausgabe, die mit Lancasters Erstaus- gabe von 1803 weitestgehend übereinstimmt.